Portugal – Algarve, Teil 2

Als wir in Quarteira den Campingplatz verlassen, sagt uns ein Mitarbeiter, dass es ihm eine Freude war, dass wir hier waren und er es schade findet, dass wir schon abreisen. Ihm hat es immer gefallen, wenn wir mit den Kindern mit dem Fahrrad an der Rezeption vorbei gefahren sind und gewunken haben.

Die meisten Überwinterer, die wir bisher gesehen haben, waren Rentnerpaare. Wir haben aber auch noch so einige andere Leute gesehen oder kennengelernt. Manche wohnen auf dem Campingplatz und arbeiten dort vor Ort. Ein junges Paar verbringt schon seit vielen Jahren den Winter in Portugal, zuerst sind sie gereist, dann waren sie im Winter auf diesem Campingplatz, jetzt sind sie sogar ein ganzes Jahr dort. Ein Engländer mit einem selbst ausgebauten LKW wohnt hier ebenfalls und arbeitet in Quarteira. Wieder ein anderer ist hier zum ersten Mal, er ist aufgrund einer Krankheit Frührentner und kommt mit seiner Krankheit hier in dem milden Klima im Winter besser zurecht. Er überlegt sich, mit seiner Freundin herzuziehen.

Für uns geht es erst einmal weiter Richtung Westen. Wir landen gleich am Praia da Marinha und am nächsten Tag erkunden wir die Steilküste und sehen zum ersten Mal die beeindruckenden Felsen und was das Meer und der Wind aus ihnen gemacht haben. Herrlich! Wir gehen oben den Wanderweg entlang und sind nur am Staunen.

Statt langen Sandstränden gibt es hier einige Meter tiefer Buchten, die man entweder über Treppen erreichen kann oder nur mit dem Boot.

An einer Bucht gehen wir hinunter und verbringen den ganzen Nachmittag dort. Wir sehen viele Boote, mit denen man mitfahren und sich die Höhlen und Buchten vom Meer aus ansehen kann. Uns ist der Wellengang allerdings zu hoch. Auf einmal taucht ein (vermeintliches) Segelschiff am Felsen auf. Obwohl das Meer ziemlich geräuschvoll ist, kann man deutlich den Motor hören. Die Kinder finden es sehr spannend, ein „Piratenschiff“ zu sehen und Luis stellt sich vor, wie ein verborgener Schatz aus einer dieser vielen Höhlen von den Piraten geklaut wird. Luis stellt fest, dass es keine Piratenflagge gibt und Bela meint, da sind ganz normale Leute drauf, keine Piraten. Nochmal Glück gehabt!

 

Weniger Glück haben wir dann am nächsten Tag. Dass immer wieder mal die Polizei Plätze von Wohnmobilen räumt, haben wir schon häufig gehört. Wir achten auch immer sehr darauf, dass keine Anzeichen von Camping sichtbar sind. Dazu gehört beispielsweise, nicht auf Keile zu fahren, keine Stühle und Tische raus zu stellen, keine Markise auszufahren, keine Wäsche aufzuhängen und keine Trittstufe auszufahren. Hier am Strand darf man auch offiziell parken. Allerdings, so erfahren wir jetzt, gibt es seit kurzem ein neues Gesetz, dass man nur noch auf extra ausgewiesenen Parkplätzen parken darf. Wir parken davor, so wie einige andere Wohnmobile auch, denn die geteerten Parkplätze sind ziemlich klein. Der Polizist versteht auch unser Argument, dass wir dort drei Parkplätze benötigen würden und wir hier viel weniger stören, muss aber nach dem neuen Gesetz handeln. Als er unser Dresdner Kennzeichen sieht, erzählt er uns, dass er auch einmal dort gewohnt hat, er kann sogar etwas deutsch sprechen. Ob das Gesetz für ganz Portugal oder nur für den Bezirk Lagoa gilt, da sind sich er und sein Kollege uneinig. Für die anderen Wohnmobilfahrer ist das jedenfalls auch neu.

Da wir eigentlich zu einer Bucht wollten, die Eduard zufällig beim Joggen entdeckt hat und wir schon unser ganzes Strandzeug hergerichtet haben, fahren wir weiter auf die Suche nach einer anderen Bucht mit einem richtigen Parkplatz davor. Wir sind nicht sehr zuversichtlich, da es Wochenende ist, aber wir finden tatsächlich ein schönes Plätzchen, laut Eduard sogar noch schöner als das, was er entdeckt hat. Unter einem Felsen kann man durch gehen und wenn man auf die Wellen achtet sogar einigermaßen trockenen Fußes auf zwei weitere Buchten nebenan stoßen, allerdings nur, solange noch keine Flut ist. Von der anderen Seite haben wir wieder einen super Blick auf einen ausgehöhlten Felsen im Meer. Wir nutzen diese Seite aber nur, um Fotos zu machen und gehen wieder zurück. Die Kinder haben viel Spaß mit den Wellen, die ganz ordentlich sind.

 

Abends fahren wir auf einen offiziellen Stellplatz  in Pera und verbringen dort ein paar Tage, denn auf dem großen Platz gibt es einiges zu entdecken und erkunden. Die belgische Betreiberin ist eine Künstlerin und dementsprechend ist dieser Stellplatz auch gestaltet und man entdeckt immer neue Details. Ihr Papagei Peter kann bellen wie ein Hund, quietschen wie eine Fahrradbremse und plappert ansonsten munter vor sich hin, „Hallo“ und „Hallo Peter“ können wir erkennen. Es gibt dort auch ein Natur-Swimmingpool mit Liegebereich und Eduard war mit den Kindern drin, das Wasser ist allerdings noch etwas kühl. Im Empfangsbereich kann man Keramik kaufen und es gibt eine Kneipe und einen Aufenthaltsbereich, der auch wieder sehr schön gestaltet ist. Eduard spielt mit den Kindern Dart und vor allem Luis hat sehr viel Spaß daran. Die Kinder lernen eine deutsche Frau kennen, die mittlerweile in Portugal lebt und machen mit ihr einen ausgedehnten Spaziergang. Sie zeigt ihnen unter anderem Mispeln, Physalis und Kapuzinerkresse und vor unserer Weiterreise wird noch ordentlich gepflückt.

Die Kinder helfen bei der Arbeit.
Eine junge Treppennatter – ungiftig, aber aggressiv. Dieses Exemplar wurde leider überfahren…

 

Auf der Weiterfahrt treffen wir auf eine Fahrradfahrerin aus der Slowakai, sie tourt durch Portugal und wir sind beeindruckt, wie minimalistisch sie unterwegs ist. Für den nächsten Stellplatz bei Porches hilft uns wieder der Zufall. George betreibt ihn und er ist ein wahrer Meister darin, aus Wegwerfgegenständen nützliches zu machen. Die Wände des Toilettenhäuschen beispielsweise bestehen aus den Hüllen von Silikonkartuschen.

 

Am nächsten Tag fahren wir zur Felsformation Algar Seco, in der Nähe von Carvoeiro. Heute ist wieder mal „Aprilwetter“ aber die Felsen könnte man sich stundenlang ansehen.

Carvoeiro.

 

Übernachten tun wir dann auf einem großen Platz in Lagos, um dann an der Ponta da Piedade wieder traumhafte Felsen zu sichten. Diese sind für die meisten wohl der Inbegriff der Algarve, man kann auf jedem Reiseprospekt Fotos von hier sehen.

 

Ab Lagos kann man in den Genuss von einigen Buchten und Stränden kommen, an denen sich hauptsächlich Surfer und  reisende „Paradiesvögel“, wie sich Christine, die wir später kennenlernen, einmal ausdrückte, aufhalten. Hier gefällt es uns sehr gut. Es sind die saubersten Strände, die wir bisher gesehen haben, die Leute achten wirklich sehr darauf, die Umwelt nicht zu vermüllen. Die Wege dorthin sind teilweise sehr beschwerlich und wenn man nicht wüsste, zu welchen paradiesartigen Stränden sie führen, würde man glatt umkehren. An einem solchen Strand treffen wir auch auf eine total nette Familie aus Berlin, mit der wir viel Zeit verbringen. Wir lassen deshalb auch den kompletten südwestlichen Teil der Algarve aus, um uns an der Westküste noch einmal an einem Bilderbuchstrand zu treffen.

Riesiger Traumfänger am Strand. Hier schlafen wir gut (o;=
Sonnenuntergang auf der Steilküste.

 

Aber zuvor müssen wir nach Barão de Sao João, dort findet jeden vierten Sonntag im Monat der sogenannte „Hippie-Markt“ statt, den wollen wir uns ansehen. Wir parken bereits eine Nacht zuvor zwischen den „Hippies“ und alleine die selbst ausgebauten Wohnmobile zu bestaunen, ist die Reise hierher wert. Leider regnet, besser gesagt schüttet, es am nächsten Tag und stürmisch ist es teilweise auch. Aber es gibt hier schon tolle Angebote, sogar veganes, glutenfreies und rohköstliches Essen. Wir kaufen uns frisch gepressten Orangensaft und ich lasse mir bei einer Engländerin eine Fußbehandlung machen. Die Stimmung ist hier trotz des Wetters total gelassen.

 

Am Praia da Bordeira werden wir in der Früh musikalisch verwöhnt: Ein Franzose spielt die Drehorgel und zusammen mit seiner Partnerin singen beide dazu.

Zusätzlich zu der Berliner Familie lernen wir hier auch noch eine Familie aus Regensburg kennen und zusammen verbringen wir viele schöne Stunden am großen Strand. Man muss hier erst über eine Lagune waten, ein einmaliger „Wasserspielplatz“ für die Kinder. Besonders der Hund Reggae hat es allen Kindern angetan.

Ein Kormoran lässt sich vom Wind trocknen.
“Fruta, fruta!” Alfredo besucht uns fast auf jedem Stellplatz in der westlichen Algarve.

Riesiger Sand- und Wasserspielplatz.

 

Praia da Carreagem ist wieder ein Stellplatz aus dem Reiseführer und wir werden dort prompt, aber sehr höflich, weggeschickt, da dies wohl alles Privatbesitz ist. Tagsüber ist kein Problem, aber übernachten ist hier nicht erwünscht. So fahren wir weiter zum Praia de Amoreira und außer einem Strandbesuch machen wir hier eine kleine Wanderung auf den Klippen. Richtig einsam ist es hier, ob das nur zu dieser Jahreszeit so ist?

 

Danach wollen wir wieder auf einem Stellplatz mit Stromanschluss und haben uns einen in Caldas de Monchique, im Landesinneren der Algarve, ausgesucht. Abends ist der allerdings bereits mit einer Schranke verschlossen, so übernachten wir ganz in der Nähe. Hier ist überhaupt nichts los und wir verbringen eine ruhige Nacht. Am nächsten Tag allerdings will uns der Stellplatzinhaber nicht aufnehmen. Er behauptet ziemlich barsch, dass die vielen freien Plätze alle reserviert sind. Das ist unsere erste richtig unhöfliche Begegnung in Portugal, eigentlich auf der ganzen Reise. Er wird sogar richtig böse, weil wir nicht sofort weiterfahren, sondern erst noch die Kinder wieder anschnallen und das Navi neu einstellen wollen. Später erfahren wir von zwei Frauen, dass es ihnen ebenso ergangen ist, sie wurden dort auch weiter geschickt. Aber wie immer im Leben, irgendwann zeigt sich, für was das gut war. Bei uns schon ziemlich bald, denn auf dem Weg zu einem alternativen Stellplatz entdecken wir mal wieder per Zufall eine Beschilderung zu einem kleinen Campingplatz, auf dem wir sehr freundlich aufgenommen werden. Maria heißt uns auf ihrem Campismo O Paraíso in Silves herzlich willkommen und der ganze Platz ist bepflanzt mit Orangen-, Mispel-, Johannisbrot- und Feigenbäumen, an denen man sich hier bedienen darf. Ein paar fast reife Orangen und Mispeln können wir bereits pflücken. Der Platz ist mitten in der Natur und die Landschaft hier ist echt schön.

Zwischen Blumen und Bäumen eingebettet.
Zum ersten Mal entdecken wir auf der Reise Geckos.
An einer Bar in der Nähe.

 

Nachdem wir hier ein paar Tage genossen haben, schaffen wir es gerade noch rechtzeitig zu den „Happy Donkeys“, den Glücklichen Eseln. Robert hält fünf Esel und bietet unterschiedliche Eselwanderungen an, von denen wir eine gebucht haben. Wir bewundern die Landschaft um Monchique und die Kinder sind total begeistert, denn sie dürfen auf zwei der Esel reiten, Cameron und Lucia. Robert erzählt uns viel über die Gegend, die Leute, über Esel und wie er mit seinen Eseln zusammen Tausende von Kilometern gewandert ist. Wir dürfen dort auch übernachten und uns den wunderschönen Terrassengarten ansehen, Luis kann klettern und hat ein riesiges Areal, auf dem es viel zu entdecken gibt. Frühstücken tun wir direkt neben einem kleinen Wasserfall, Idylle pur. Der lädt natürlich auch direkt zum Spielen und Planschen ein und Bela trägt heldenhaft die schwere Spielzeugkiste dorthin. Wir dürfen uns noch das alte Steinhaus ansehen, das Robert dort bewohnt und die Kinder füttern die  Esel. Ganz begeistert sind sie, als die Esel Orangen fressen: Der Saft tropft aus dem Maul, was ziemlich witzig aussieht und Robert meint, dass das doch eine coole Saftpresse ist, man müsste nur noch ein Glas darunter halten.

Falls ihr mal in die Nähe kommen solltet:

http://happy-donkeys.com

 

Das ist unser letzter Aufenthalt in der Algarve, als nächstes wollen wir das am wenigsten besiedelte Alentejo erkunden.

2 Gedanken zu „Portugal – Algarve, Teil 2“

  1. Hallo Anja,

    ich bin der deutsche Unterstützer von Robert vom Project Sanctuary Happy Donkeys – mittlerweile nicht der einzige. Schön was Ihr über euren Besuch bei Robert schreibt. Es wäre ganz toll, wenn Ihr auch auf Google Maps einen Kommentar beim Projekt und eine Bewertung hinterlassen würdet. Das würde Robert auf jeden Fall helfen. Voraussetzung ist aber, daß Ihr einen Google+-Account habt. Die Adresse wäre:
    https://www.google.de/maps/place/Project+Sanctuary+Happy+Donkeys/@37.2956283,-8.5234757,15z/data=!4m5!3m4!1s0x0:0x75fc7a2e0bf5d8b7!8m2!3d37.296983!4d-8.5245109
    Vielen Dank schon mal. Übrigen, ich werde ihn Ende September 2017 besuchen. Derzeit wird getüftelt, wie er zukünftig mit Übernachtungsgästen arbeiten könnte. Schwerpunkt werden sich zunächst Yoga-Leute sein, aber auch alle anderen Interessierten werden willkommen sein.
    Viele Grüße,
    Ralf

    1. Hallo Ralf, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ja, bei Robert war es echt total super! Wir wünschen Dir dort viel Spaß im September und euch Beiden viel Erfolg beim Tüfteln für das tolle Projekt. Viele Grüße von den Moschers

Kommentare sind geschlossen.