Auf geht es nach Portugal! Kurz vorher versorgen wir uns noch an einer Tankstelle mit Frischwasser, da spricht uns ein Motorradfahrer auf deutsch an, wohin wir fahren. Er lebt schon seit einigen Jahren in Faro,
Portugal, und zieht in diesem Jahr nach Spanien. Mit dem Motorrad ist er auch viel unterwegs und genießt das Reisen, eigentlich ein Traum seiner Eltern, den er jetzt lebt. Er gibt uns noch ein paar Tipps und dann fahren
wir auf der Hängebrücke über den Rio Guadiana nach Portugal hinein. Bis Faro sind hier viele Lagunen und vorgelagerte Sandinseln. Je nachdem wo, kann man den Sandstrand mit dem Boot erreichen, bei Ebbe rüberwaten oder über eine Brücke gehen. In Pedras d’el Rei gibt es eine Brücke und dann kann man mit einer Bimmelbahn bis zum Strand fahren, was die Kinder toll finden. Am Ende ist wieder ein breiter, langer Sandstrand. Der Stellplatz ist mittlerweile ein kostenpflichtiger Parkplatz, man kann dort tageweise, wochenweise oder monatsweise bezahlen. Dementsprechend viele Überwinterer mit Wohnmobilen gibt es hier, obwohl hier kein Stromanschluss ist. Wir bleiben dort zwei Nächte, einmal nehmen wir unser Frühstück mit, machen einen Spaziergang zum Sandstrand und picknicken dort.
Danach wollen wir nach Olhão, weil man dort einen Naturpark besuchen kann. Nach einem mal wieder ausgiebigen Einkauf wollen wir am Abend den Campingplatz anfahren, aber dort sagt man uns, dass keine Plätze mehr frei sind. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz sehen wir zufällig ein selbst beschriftetes Schild, das den Weg zu einem Campingplatz ein paar kleine Orte weiter weist. Diesen Schildern fahren wir nach und wir kommen an einem sehr kleinen, aber feinen Campingplatz an. Es sieht hier so aus, als ob ein Hausbesitzer mit viel Grundstück einen Campingplatz errichtet hat. Die Rezeption ist das Wohnhaus und drei Leute kommen nach und nach heraus und wollen Eduard unbedingt helfen, da auf dem Campingplatz kein Platz mehr frei ist. Wir dürfen für 3,50 Euro über Nacht außerhalb stehen bleiben, Ver- und Entsorgung und Duschenbenutzung inklusive. Am nächsten Tag wären wieder Plätze frei und wir würden gerne noch ein paar Tage hier bleiben, vor allem Luis, da es hier ein Trampolin gibt, aber sie haben keine Stromanschlüsse mehr frei, was wir nach einigen Tagen frei stehen wieder benötigen. Deshalb fahren wir wieder auf den Campingplatz in Olhão und wir haben Glück. Wir müssen zwar selbst sehen, ob es einen Platz für uns gibt, weil die Mitarbeiter zu beschäftigt sind, aber wir finden einen. Der Campingplatz ist fast voll, neben Dauercampern sind hier überwiegend Überwinterer. Am nächsten Tag machen wir eine Wanderung durch den Naturpark Ria Formosa. Es ist der Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere, auch Chamäleons sollen hier leben. Hier entdecken wir auch ein Informationsschild über die Pinien-Prozessionsspinner und erfahren, dass diese Raupen aufgrund der nicht genügend vorhandenen Fressfeinde eine Plage hier sind. Wir entdecken viele solcher Nester in den Pinien. An der Lagune können wir Salzbecken sehen und jede Menge verschiedener Wasservögel. Außerdem sind noch alte Gezeitenmühlen vorhanden, bei denen früher die Strömung der Ebbe und Flut genutzt wurde, um die Mühlen anzutreiben. Weil Bela am nächsten Tag krank wird, bleiben wir noch ein paar Tage länger auf dem Campingplatz als geplant.
In Quarteira fahren wir wieder auf einen Campingplatz, weil wir Luis‘ Geburtstag feiern wollen. Er wünschte sich vor allem Stromanschluss (für den Geburtstagskuchen), Strandnähe und WLAN. Zum Frühstück gibt es nach Luis‘ Wunsch Obstsalat. Später gibt es Erdbeerkuchen und die tags zuvor gekauften, darauf gesteckten Kerzen entpuppen sich als Scherzkerzen, die sich immer wieder neu entzünden. Nachmittags ist hier im Ort ein Karnevalsumzug, wir haben auf der Herfahrt am Ortseingang schon die geschmückten Wagen gesehen. Luis will da unbedingt hin und so machen wir uns auf den Weg. Obwohl es ziemlich laut und voll ist, tauen die Kinder recht schnell auf, vor allem als Bonbons aus den Wägen geworfen werden. Auf dem Rückweg besuchen wir noch eine italienische Pizzaria (ja, in Portugal, aber es war Luis‘ Wunsch) und die Kinder sind überglücklich, was will man mehr!
In einer Woche kommen die Großeltern der Kinder nach Quarteira, daher wollen wir die paar Tage noch nutzen, etwas das Landesinnere der Algarve zu erkunden. Als wir an einem Übernachtungsplatz ankommen, der uns laut Reiseführer empfohlen wird, ist es hier so voll geparkt mit Wohnmobilen, dass wir uns nicht mehr dazu stellen wollen. Einige parken hier schon seit Monaten zum Überwintern, teilweise mit Anhängern und Stromgeneratoren. Wir fahren wieder ein Stück zurück, weil Eduard dort einen kleinen Park entdeckt hat. Es ist schon dunkel, aber wir sehen eine riesige Korkeiche mit Picknicktischen und -bänken darunter. Es gibt Toiletten, Außenspülen und einen festen Grill. Am nächsten Morgen können wir die Idylle erst komplett sehen. Mitten im Grünen, viele Korkeichen und Olivenbäume, ein einziges Haus ist auf der gegenüberliegenden Seite der Straße zu sehen. Später, als wir einen kleinen Spaziergang vorbei an einer nicht mehr bewirtschafteten Orangenplantage machen, können wir teilweise sogar bis zum Atlantik sehen. Am Nachmittag kommt uns die Besitzerin des Hauses besuchen und schenkt uns selbst geerntete Mandeln aus ihrem Garten. Nach einer kurzen Weiterfahrt nach Alté gibt es einen schönen Wasserfall zu entdecken. Am nächsten Tag machen wir uns auf zu den Quellen im Ort. Unterwegs decken wir uns noch mit etwas Obst und Gemüse von einem Stand ein. Die Kinder können nicht genug von dem Quellwasser bekommen: Zum Trinken und zum Spielen. Ein schönes Schwimmbad wird hier im Sommer vom Quellwasser der größeren Quelle im Ort gespeist, jetzt wird nicht gestaut und es ist nur knöcheltief. Die Kinder waten im kalten Wasser herum und Luis entdeckt zwei fette Kröten. Später, ich lege mich auf eine Bank in die Sonne, gehen Eduard und die Kinder einen Berg hinauf, weil Luis einen Pfad entdeckt hat. Dort finden sie auf einem Stein einen großen Hundertfüßler, die Recherche ergibt, dass es ein Europäischen Riesenläufer war. Er kann bei Bedrohung auch angreifen, das Gift ist für Menschen zwar nicht gefährlich, aber der Biss soll sehr schmerzhaft sein. Wieder was gelernt!
Am nächsten Morgen geht Eduard mit den Kindern zum Supermarkt, um Brötchen zu holen. Gerade, als sie wieder zurück wollen, fängt es zu schütten an. Die Verkäuferin ist total nett und leiht ihnen Schirme aus, so kommen sie nicht ganz durchnässt wieder zurück.
In São Bartolomeu de Messines gibt es einen tollen Stellplatz mitten in der Natur. Wären noch Stromanschlüsse da, wäre er perfekt. Wir werden gleich am Eingang sehr herzlich von André begrüßt. Der Niederländer hat vor einigen Jahren mit seiner Frau eine lange Europareise gemacht und in Portugal hat es ihnen besonders gefallen. Irgendwann haben sie sich hier niedergelassen und betreiben jetzt diesen Wohnmobilstellplatz. André hat viele Tipps auf Lager und in der Nähe zwei Caches versteckt. Das kommt den Kindern natürlich gelegen und es bietet für uns die Gelegenheit, ein wenig wandern zu gehen. Da es viel, viel geregnet hat, sind die Wanderwege teilweise von riesigen Pfützen versperrt. Nur ich komme mit meinen Gummistiefeln durch, aber wir schlagen uns durch Wald und Gestrüpp, was das Abenteuer für die Kinder perfekt macht. Hier könnte man noch ewig wandern! Von oben hat man herrliche Ausblicke über die einsame, hügelige Landschaft. Am Abend macht uns Luis im Alkoven eine gemütliche „Märchenhöhle“, das Buch „Die Wichtelreise“ liegt schon bereit und ich soll vorlesen, was ich auch tue. Das Buch war ein Reisegeschenk von einer sehr lieben Freundin und wir wollen uns nochmal herzlich dafür bedanken!
Heute Abend kommen Oma und Opa im Hotel an. Wir kaufen noch bei einem portugiesischen Bauern, der einmal die Woche den Stellplatz besucht und seine Ware anbietet, etwas Obst und Gemüse ein und dann geht es wieder nach Quarteira. Auf dem Campingplatz angekommen, schwingen wir uns auf unsere Fahrräder und fahren zum Hotel, zufällig, oder war es der richtige Riecher, steht die Oma schon am Eingang und erwartet uns. Nachdem die beiden zu Abend gegessen haben, gehen wir alle zusammen auf dem Spielplatz an der Strandpromenade.
Die nächsten Tage werden total entspannt. Mal besuchen uns die Großeltern auf dem Campingplatz, mal treffen wir uns am Spielplatz oder irgendwo am Strand oder auf dem Wochenmarkt. Endlich mal ein richtiger Wochenmarkt! Schade, dass wir noch so gut bevoratet sind, so müssen wir uns ganz schön zusammenreißen, damit wir nicht so viel einkaufen. Einen Teil des Einkaufes essen wir gleich an einer Bank auf der Strandpromenade. Zeitweise wird es jetzt schon ziemlich heiß. Am Strand machen wir Sonnenbäder und bauen aus vertrocknetem Riesenschilf Tipis. Einmal kommt ein ganz kleiner Hund zu uns gelaufen und kuschelt mit uns. Die Irin, zu der dieser Hund gehört, erzählt uns, dass der Hund erst vier Monate alt ist und dass sie auch mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Sie steht aber frei an der Steilküste. Die Kinder sind hin und weg von diesem Hund und wollen den am Liebsten gleich mitnehmen.
Eduard schicken wir an seinem Geburtstag in der Früh zum Laufen, während die Kinder als Geburtstagsgeschenk Schatztruhen aus Obst und Gemüse aushöhlen, die sie mit verschiedenen Samen, Nüssen und Rosinen befüllen. Als Geburtstagskuchen gibt es eine Möhren-Zitronen-Cashewtorte, diesmal aber ohne Scherzkerzen. Abends gehen wir wieder in die gleiche Pizzaria, in der wir schon an Luis‘ Geburtstag waren. Ein paar Tage später laden uns die Großeltern nochmal in die gleiche Pizzaria zum Essen ein, mittlerweile sind wir hier wohl schon Stammgäste. Aber unsere Kinder lieben nun mal Pizza und Nudeln und die Pizzen sollen hier sehr gut sein.
Was auch noch toll ist: Zufällig campen hier zwei Dresdner Familien für ein paar Tage, die wir kennenlernen. Die Kinder haben jede Menge Spaß zusammen beim Feuer machen, im Alkoven und auf dem Campingplatz. Die Eltern der Kinder schwärmen von der Westküste Portugals, weil die noch viel unberührter und weniger vom Tourismus überflutet ist und wir freuen uns schon darauf. Aber zuerst erkunden wir noch weiter die Algarve.
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